Rüther: Flüchtlinge und Vertriebene in Jüchen

AUS DEM LEBEN VON WOLFGANG KUHN führt Wolfgang Kuhn einen Vorfall aus Wollrode an. Als der Umzug nach Priesterath angestanden habe, sei er mit einem Freund in ein nahegelegenes Wäldchen gegangen, um ihm dort mitzuteilen: „Ich ziehe jetzt weg, und wahrscheinlich werden wir uns nie wiedersehen.“ Mit dem von ihm mitgebrachten Ta- schenmesser ritzen die beiden Jungen daraufhin wie zwei junge Verliebte ihre Initialen in einen Baum. „Vielleicht passiert es ja mal, dass wir uns wiedersehen. – „Ein Abschied. Wieder ein Abschied für immer!“ senz. Dabei ist er in dieser Beziehung doch schon sehr erfahren. Jedes „Neuhereinkommen“ in Gruppen oder Klassenverbände sei für ihn mit der Frage verbunden gewesen: „Wie gibt man sich denn jetzt? Das ist schwierig.“ „Von Hause aus“, so schätzt er sein damaliges Naturell ein, sei er zwar durchaus „forsch“ gewesen, doch habe er sich aufgrund der ständig neuen Le- benslagen ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit aneignen müssen. „Ich muss sehen, dass ich da zurechtkomme und passe mich an.“ Als Beispiel für die psychischen Probleme, die ihm aus den ständigen Abschieden und Trennungen damals erwachsen, „Mein Vater wollte was aus mir machen.“ – Lehre und Rock’n’Roll Die von ihm zu jener Zeit stark und negativ empfundene Ein- samkeit kann Wolfgang erst durchbrechen, als er das Gymna- sium nach einigen Jahren verlässt und 1958 eine Lehrstelle als Schlosser bei Buckau R. Wolf in Grevenbroich antritt, wo auch Vater Raimund arbeitet. „Das lief sehr gut. Mein Vater wollte was aus mir machen.“ Während der Lehre und auf der Berufs- schule lernt er nun endlich neue Freunde kennen, unter ihnen auch viele Jüchener. „In der Berufsschule habe ich mich auch wieder angepasst, da wurde ich Klassensprecher.“ Andererseits betont Wolfgang Kuhn rückblickend, sein Status als Flüchtling Lehrlinge des 3. Lehrjahrs auf Ferienfahrt in Neustadt an der Weinstraße. Wolfgang Kuhn 3.v.l.

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