Rüther: Flüchtlinge und Vertriebene in Jüchen

15 AUS DEM LEBEN VON FRITZ STÖCKEL es war ein trostloses Bild was sich da bot. Viele Gebäude ab- gebrannt und zerstört, ihr Anwesen war noch einigermaßen in Ordnung. Es war ein unbeschreibliches Bild, was sich bot hinter dem Wald vor Thiemendorf bis in den Ort, unsagbare Mengen an toten Kühen und anderen Tieren, die an der Feuerlinie der Front umgekommen waren. Am 10.3.1945 kam Dr. Goebbels nach Lauban und hielt dort auf dem Marktplatz seine bekannte Rede, in der er versicherte, niemals wird die Kunde kommen, dass wir kapitulieren. Er war auch in Nieder-Langenöls auf dem Niedergut, wo nun unsere Wehrmacht Stellung bezogen hatte. Er war schockiert, wie es dort war. In Lauban hatte ein Soldat in einem Geschäft etwas für sich geholt, die Feldpolizei hatte ihn dabei ergriffen und sofort öffentlich aufgehängt. In Lauban hatten sich 2 Männer nicht zum Volksturm gemeldet, also nicht dem Einberufungsbefehl Folge geleistet. Sind beide zum Tode verurteilt worden. Das konnte man in der notdürftig herausgegebenen Zeitung lesen. Der Kriegslärm verzog sich weiter in Richtung Westen. Ende April traten russische und polnische Einheiten erneut zum An- griff in Richtung Bautzen/Dresden an. In der Fabrik bei Ru- schewey [in Langenöls] lag eine Nachrichtenabteilung. Ich er- kundigte mich öfter über die Lage. Die Russen machten meh- rere Male einen Fliegerangriff auf den Ort. (...) Fensterscheiben im Oberdorf und elektrische Leitungen wurden zerstört, der elektrische Anschluss zumWasserwerk war auch zerstört. Wir konnten mit Hilfe eines Nachrichtentrupps noch am selben Tag alles notdürftig in Ordnung bringen. Auch ein Angriff mitten im Dorf, katholische Schule bis Brauerei, richtete viele Schäden an, auf dem Sportplatz war eine Bombe gefallen und hatte in einem Haus ein großes Loch verursacht. Man wollte die Straße Richtung Friedersdorf unterbrechen. Meine Frau und die Kinder waren in den unsicheren Tagen zu meiner Schwägerin in die Hainhäuser mit etlichen Habselig- keiten geflüchtet. Die Reise nach dort machten wir in der Nacht, am Tage war die Feindeinsicht groß, es erfolgten fast täglich Angriffe von russischen Aufklärungsfliegern auf Zivilisten. (…) Da sich die Front weiter nach Westen verlagert hatte, die eingeschlossene Festung Breslau heldenhaft standhielt, wur- den die Wehrmachtsverbände bis auf kleine Einheiten abge- zogen. Im Ort war nur noch ein Ortkommandant und eine Gruppe Wehrmacht, die bis zum Tage des Waffenstillstands am 8.5.1945 bis Mittag anwesend war, desgleichen etliche Das 1937 erbaute Wohn- und Geschäftshaus in Langenöls. Aufnahme von Fritz Stöckel aus dem Jahr 1975

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