Rüther: Flüchtlinge und Vertriebene in Jüchen
172 DIE RAHMENBEDINGUNGEN: PROBLEME DER AUFNAHMEREGIONEN 18 vom 8. März 1946 eine strenge staatliche Wohnraumbewirt- schaftung ein. Im ersten Schritt musste der Wohnraum vor Ort er- fasst werden, wozu im Oktober 1946 eine Wohnungszählung an- geordnet wurde. Sämtliche Wohnungen mussten danach durch Begehung nach Größe und Belegung statistisch erfasst und an- schließend bis zur Überfüllungsgrenze mit zusätzlichen Personen belegt werden. Gleichzeitig wurden die Mieten auf dem Stand von 1936 eingefroren und Kündigungen nahezu unmöglich gemacht. Die Ausführung und Überwachung der Wohnraumbewirtschaf- tung oblag den Ländern, die ihrerseits die Gemeinden mit der Durchführung der Maßnahmen beauftragten, wo die kommunalen Wohnungsämter die Verteilung des Wohnraums übernahmen. Die Einführung der Wohnungszwangsbewirtschaftung änderte aller- dings nichts an der Wohnungsnot. IhreWirkung beschränkte sich darauf, den verfügbaren, viel zu geringen Wohnungsbestand lü- ckenlos zu nutzen und jeder Person zunächst zumindest ein Dach über dem Kopf zuzuweisen. 165 Das enge Zusammenleben von zu vielen Familien und fremden Personen in einer Wohnung ohne jede Rückzugsmöglichkeit für den einzelnen wurde so zu einem der wesentlichen Kennzeichen der frühen Nachkriegszeit. Während die Knappheit an Wohnraum ein Problem darstellte, das in erster Linie auf denZustromvonFlüchtlingenundVertriebenen zurückzuführen war, stellten die ungeheuren Versorgungsengpässe mit Lebensmitteln und Gebrauchsgegenständen ein allgemeines Nachkriegsphänomen dar, dass durch dieNeuankömmlingen ledig- lich – oft allerdings erheblich – verschärft wurde. Die „Magenfrage“ dominierte in den ersten Nachkriegsjahren vielfach das Denken undHandeln der Menschen und beeinflusste so auch das Verhältnis Ein Zimmer musste oft die Funktionen einer gesamten Wohnung übernehmen: Schlafzimmer, Küche, Wohnzimmer und Vorratskammer auf wenigen Quadrat- metern – hier in Ehringhausen im November 1948 Diese im Oktober 1949 produzierte Bildtafel der Caritas, mit der die Not in Deutschland im Ausland bekannt gemacht werden sollte, hat ihren Schwerpunkt in der großen Wohnungsnot.
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