Rüther: Flüchtlinge und Vertriebene in Jüchen
181 DIE RAHMENBEDINGUNGEN: PROBLEME DER AUFNAHMEREGIONEN helfen. So konnten gerade Geflohene und Vertriebene schneller zu einem Eigenheim kommen und in der neu zugewiesen Heimat Fuß fassen. Außerdem bot eine Kleinsiedlerstelle die Möglichkeit, sich durch Nutzung des großen Grundstücks als Garten zum Teil selbst zu versorgen. Und schließlich beinhaltete dieses Siedlungs- konzept auch eine pädagogische Komponente: Solche Selbsthil- feprojekte galten als gute Übung in Demokratie. Der gemeinsame Wiederaufbau auf neuem Boden sollte Solidarität und Toleranz fördern. Unter diesen Bedingungen erfuhr der Wohnungsbau in Westdeutschland eine spürbare Belebung und bereits 1949 war ein Reinzugang von 221.960 Wohneinheiten zu verzeichnen, der Siedlungsbau in der Glehner Marienstraße, 1950er Jahre höher lag, als die Zuwächse der vier vorhergehenden Nachkriegs- jahren zusammen. Dennoch ging man in der Bundesrepublik 1950 davon aus, dass es weitere 20 Jahre dauern würde, ehe das vorhan- dene Defizit abgebaut sei. 217 Der nicht abreißende Strom an Zuwanderung, der in den 1950er Jahren durch rund 1,5 Millionen „SBZ-Flüchtlinge“ einen neuer- lichen Höhepunkt erlebte, zeigte aber nur zu bald, dass die skiz- zierten Initiativen allein nicht in der Lage sein würden, die Engpässe auf demWohnungsmarkt zu beseitigen, sondern dass staatlich ge- tragene wohnungsbaupolitische Maßnahmen unumgänglich sein würden. Weil der private Kapitalmarkt noch zu schwach war, galt
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