Rüther: Flüchtlinge und Vertriebene in Jüchen

210 VOR ORT: JÜCHEN NACH 1945 In Jüchen selbst fielen die Forderungen der Militärregierung zur Unterstützung der Lagerinsassen noch deutlich massiver aus. So waren ihnen bis zum 21. November 1945 elf Lastwagen mit je zwei TonnenHolz zur Verfügung zu stellen. „Die Deutschen muss- ten die Bäume, meist Weiden und Pappeln aus dem Jüchener Be- reich, fällen, und die Polen sorgten für den Abtransport und das Zersägen.“ Zugleich sah sich die einheimische Bevölkerung – wie an anderer Stelle noch zu zeigen ist - selbst mit erheblichen Brenn- holzengpässen konfrontiert. Außerdem sahen die ehemaligen Zwangsarbeiter den Ort offenbar als eine Art Selbstbedienungsla- den, in dem sie nach Gutdünken zugreifen konnten, was wiederum ungezählte Beschwerden empörter Jüchener nach sich zog. „Die Verwaltung wurde überschwemmt mit Anträgen von entwendeten Nähmaschinen, Fahrrädern, Schreibmaschinen, Autos, Möbeln, ärztlichen Instrumenten, Dekorationen und Musikinstrumenten.“ Die Aussichten auf Erfolg waren jedoch mehr als bescheiden, denn, so legte der Gemeindechronist nieder, der Kommandant der ört- lichen Militärregierung habe alle Beschwerden und Eingaben la- pidar dahingehend beantwortet, „dass die Polen bald abziehen würden und dann alles dem Eigentümer wieder ausgehändigt wer- den könnte“. Wie eine „Erlösung“, so heißt es weiter, habe man daher die Nachricht aufgenommen, dass das „Polenlager“ bis zum 4. Oktober 1945 geräumt werde. „Alle, die durch die Beschlag- nahme ihrerWohnung inMitleidenschaft gezogen waren, atmeten erleichtert auf und hofften auf die baldige Rückkehr in ihr früheres Heim.“ Damit nahmen die umfangreichen Beschlagnahmungen von Wohnraum aber noch längst nicht ihr Ende. Die Freude, so be- Anordnung der Militärregierung zur „Requisition von Kleidung der deutschen Zi- vilbevölkerung“ für DPs, Juni 1945 Verwaltungs- und Wohnbauten der Firma Busch & Co. an der Kölner Straße, un- datiert Die Kölner Straße in Jüchen, undatiert

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