Rüther: Flüchtlinge und Vertriebene in Jüchen
224 VOR ORT: JÜCHEN NACH 1945 lag seinerzeit aber „gänzlich im Einzugsbereich“ von Hochneu- kirch. 272 Es dürfte für das Klima in den niederrheinischen Dörfern wohl typisch gewesen sein, dass nach Auskunft des Bürgermeisters die „Vertretung der kulturellen Belange“ vorrangig „in den Händen der Kirchen“ lag. Ohnehin, so gab er in seinem Bericht im Herbst 1945 zu verstehen, dürfe man sich hierunter nicht zu viel vorstellen. „Die Tätigkeit auf kulturellem Gebiet ist hier stets dürftig gewe- sen. 273 „Das lag meist daran, dass die kulturellen Bedürfnisse einer Landbevölkerung sehr anspruchslos waren und dass die Darbie- tungen in den Nachbarstädten Rheydt undMönchengladbach auf demGebiete der Musik, desTheaters oder Films, denen eine Land- gemeinde nichts Gleichwertiges gegenüber zu stellen hatte, von hier aus bequem aufgesucht werden konnten.“ Erst 1938 sei in Hochneukirch ein Kino eröffnet worden, das sich dann bei der Bevölkerung allerdings zunehmender Beliebtheit erfreut habe. Den zweiten Zugang zur weitenWelt habe die Borromäus-Bücherei der katholischen Kirchengemeinde Hochneukirch dargestellt, die bis 1933 „gute Unterhaltungslektüre“ bereitgestellt habe, bis sie seitens des NS-Regimes auf die Ausgabe von Büchern rein kirchlichen oder religiösen Inhalts beschränkt worden sei. Die neu eingerichtete Volksbücherei habe imWesentlichen Literatur bereitgehalten, die der NS-Ideologie entsprochen habe. Daher sah der Bürgermeister hier erheblichen und wichtigen Handlungsbedarf: „Auf diesem Gebiete etwas wirklich Gutes zu leisten und eine gute Bücherei zu schaffen, frei von nationalsozialistischen Ideologien, die jeder Ge- schmacksrichtung Rechnung trägt, wäre eine dankenswerte Auf- gabe für die Zukunft.“ In Bedburdyck, zu dessen Amtsbezirk als größerer Ort auch Gierath zählte, gestaltete sich die Lage sehr ähnlich. Kulturelle Einrichtungen, so hieß es, seien in der Gemeinde nicht vorhanden. „Die kulturellen Veranstaltungen vor 1933 waren zur Hauptsache Konzerte und Theatervorführungen, die von den hiesigen weltli- chen und religiösen Vereinen veranstaltet wurden.“ 276 Der Schwer- JAHR HOCHNEUKIRCH HOLZ OTZENRATH SPENRATH GESAMT 1937 2.840 588 1.405 213 5.046 1938 2.863 593 1.397 208 5.061 1939 2.882 596 1.335 200 5.013 1940 --- --- 1.368 185 4.969 1941 2.957 608 1.418 213 5.196 1942 --- --- --- --- 5.293 1953 2.998 575 1.567 248 5.313 1944 --- --- --- --- --- 1945 --- --- --- --- 2.807 275 1946 3.077 647 1.499 230 5.453 1947 3.158 671 1.544 233 5.606 1948 3.285 692 1.623 244 5.844 1949 3.321 691 1.660 258 5.930 1950 3.387 672 1.712 255 6.078 1951 3.421 680 1.712 255 6.078 1953 3.494 699 1.736 245 6.174 EINWOHNER DES AMTS HOCHNEUKIRCH 1937-1950 274
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