Rüther: Flüchtlinge und Vertriebene in Jüchen

225 VOR ORT: JÜCHEN NACH 1945 punkt habe dabei auf den „alljährlich stattfindenden traditionell gewordenen Schützenfesten“ gelegen, die seit Jahrhunderten in Verantwortung der katholischen Bruderschaften „in althergebrach- ter Weise durchgeführt“ würden. Ebenso wurde die Bedeutung der Borromäus-Bücherei mit ihren „Büchern religiösen Inhalts und sonstiger der christlichen Anschauung entsprechenden Ten- denz“ hervorgehoben, die von der Ortsbevölkerung „stark in An- spruch genommen“ worden sei. Auch in Bedburdyck sah man sich vor einem Neuanfang, der aber der alten Tradition verpflichtet sein sollte. „Durch das Hitler-Regime wurde auf diesem Gebiete fast alles zerschlagen. Durch die Gleichschaltung der Vereine ei- nerseits, dann aber nicht zuletzt durch die zwangsweise Beeinflus- sung des gesamten Vereinswesens in nationalsozialistischem Sinne ging allmählich jegliches Interesse an diesen Dingen verloren.“ Die entsprechenden Informationen aus Garzweiler fielen knapp, aber wenig überraschend aus: „Die Einwohner der Gemeinde waren vor 1933 und sind auch bis jetzt überwiegend katholisch“, lautete die Kernaussage. Eigene Kultureinrichtungen würden imOrt nicht existieren, und das herausragende Ereignis jeden Jahres sei bis zum Kriegsbeginn das „althergebrachte Schützenfest“ mit gleichzeitigem Jahrmarkt gewesen. „In religiöser Hinsicht fanden auch während des Krieges alljährliche Missionstage statt, die von der ganzen ka- tholischen Einwohnerschaft besucht wurden.“ Alles in allem dominierten in den hier untersuchten Orten also religiöse, vorrangig katholische Traditionen den dörflichen Le- bensrhythmus. Kirchliche Veranstaltungen und Schützenfeste wa- ren die traditionellen und unumstößlichen Konstanten, die durch die Veranstaltungen der seit Weimarer Zeiten an Zahl zunehmen- den Vereine ergänzt wurden. Bei all dem, so hat es den Anschein, blieb man aber weitgehend unter sich und war kaum darauf vor- bereitet, nach Kriegsende plötzlich große Mengen fremder Men- schen mit oftmals anderer Konfession aufzunehmen und sogar in den dörflichen Alltag zu integrieren. „Gruß aus Garzweiler“, 1930er Jahre „Gruß aus Bedburdyck“, 1940er Jahre „Gruß aus Gierath“, 1930er Jahre

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