Rüther: Flüchtlinge und Vertriebene in Jüchen
239 VOR ORT: JÜCHEN NACH 1945 Hausbrand und Gebrauchsgegenstände Die Bevölkerung hatte in den Jahren zuvor nicht nur unter einem extremen, sich zudem kontinuierlich verschärfenden Mangel an Nahrungsmitteln gelitten, sondern auch unter dem Fehlen von zahlreichen Gütern des täglichen Bedarfs, wobei jenes von Brenn- materialien als besonders schmerzlich empfunden wurde. Auch hier eskalierte die Lage mit dem Schwinden letzter Vorräte und demNahen der kalten Jahreszeit imHerbst 1946. Die Versorgung mit Hausbrand, so die desillusionierende Einschätzung für das Kreisgebiet, könne schlicht nicht als „Versorgung“ bezeichnet wer- den, denn das Brennmaterial reiche zumeist nicht einmal aus, um tägliche eine warme Mahlzeit zuzubereiten – „geschweige einen Raum zu heizen“. 320 Die „furchtbare Kohlennot“ dominierte zu dieser Zeit vielfach die Diskussionen in den Kommunalparlamenten. So votierte der Hochneukircher Gemeinderat am 29. Oktober 1946 einstimmig für eine von der Verwaltung erarbeitete „Resolution betreffend Heizmaterial für die Bevölkerung“ und hob „die äußerst ungünstige Lage der Gemeinde Hochneukirch in Bezug auf Heizmaterial“ be- sonders hervor. 321 Auch in Jüchen verabschiedete der Gemeinderat am 16. Dezember 1946 eine „scharfe Resolution“, die über die Kreisverwaltung der Militärregierung zur Kenntnis gebracht wer- den sollte. Viel erreicht werden konnte mit solchen Bekundungen hingegen nicht. Immerhin verhallte der Hilferuf aus Jüchen nicht gänzlich ungehört, denn Amtsbürgermeister, Amtsdirektor und Amtsvertreter wurden am 30. Dezember zur Militärregierung nach Grevenbroich vorgeladen, wo ihnen seitens des Kommandanten versprochen wurde, „von sich aus zur Behebung der großen Koh- lennot und auch in anderen Dingen für den Kreis zu tun, was in seiner Macht stände“. „Er bat die Herren, weiter mitzuarbeiten und die Flinte nicht frühzeitig ins Korn zu werfen.“ 322 Die Lö- sungsversuche der Besatzungsmacht waren jedoch nicht eben nach- haltiger Natur und wirkten angesichts des Ausmaßes der Notlage Blick in ein wohlsortierte Lebensmittelgeschäfte im benachbarten Korschenbroich, um 1949
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