Rüther: Flüchtlinge und Vertriebene in Jüchen
243 VOR ORT: JÜCHEN NACH 1945 PROBLEMFELD 3: DIE SCHULEN Es war bereits verschiedentlich von der problematischen Lage von Kindern in der deutschenNachkriegsgesellschaft die Rede. Dabei be- schränkten sich deren Schwierigkeiten keineswegs auf die zentralen und eng miteinander verzahnten Bereiche von Versorgung und Ge- sundheit, sondern betrafen inweitreichendemUmfang auch die schu- lische Situation in den Dörfern des Niederrheins. Am oftmals und über einen langenZeitraumdesolatenZustand der Schulgebäude und amauf unterschiedlicheGründe zurückzuführendenUnterrichtsaus- fall lassen sich die engenHandlungsspielräume ablesen, in derenRah- men die Kommunalverwaltungen damals ihre Prioritäten setzen und Entscheidungen fällenmussten. Investitionen in die Zukunftder Kin- der waren unter den in der unmittelbaren Nachkriegszeit obwalten- denZuständen keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Jede Ausgabe galt es sorgfältig abzuwägen, dennwas von den äußerst knappenRes- sourcen an der einen Stelle eingesetzt wurde, fehlte an anderen, viel- leicht nichtminder wichtigen. So konkurrierten damals wichtigeAuf- gaben der öffentlichen Hand nahezu in Permanenz, wobei dem Flüchtlingsproblemsicherlich eine herausragende Rolle zukam– aber es war und blieb für längere Zeit für die Kommunen eben stets auch nur eine Herausforderung unter vielen. Die ersten Nachkriegsjahre waren auch im Schulbereich eine Zeit vielfältigen und extremen Mangels. In oftmals desolaten Ge- bäuden mangelte es nicht nur an Unterrichtsmaterialien, sondern unternährte und unzureichend gekleidete Kinder sollten in oftmals kalten und feuchten Klassenräumen von zu wenig Lehrkräften un- terrichtet werden, die ihrerseits oftmals ebenfalls ohne adäquate Unterkunft waren. Diese Gemengelage soll im Folgenden für die Volksschulen des Jüchener Einzugsgebiets als Beispiel dafür skizziert werden, wie allgegenwärtig sich damals die Engpässe bemerkbar machten und ausbleibende Hilfe zumeist keine Folge bösenWillens oder von Desinteresse war, sondern eine zeittypische Ausprägung der in vielfacher Hinsicht desolaten Zustände. Die Geburtsjahrgänge 1939-1941 der katholischen Volksschule Otzenrath, um 1950/51
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