Rüther: Flüchtlinge und Vertriebene in Jüchen

248 VOR ORT: JÜCHEN NACH 1945 Übernahme der Putz- und Aufräumarbeiten verlangte. Wie dem auch sei, P. akzeptierte sämtliche Forderungen, so dass die Ge- meindevertretung dem Antrag des Hauptlehrers zustimmte. 352 Der Umfang der notwendigsten Arbeiten an den Schulgebäuden war derart groß, dass auch von der Währungsreform auf diesem Gebiet keine sehr schnelle Besserung zu erwarten war. Allerdings nahm der Druck, der nach dem 20. Juni 1948 in dieser Hinsicht auf die Gemeinden ausgeübt wurde, offenbar erheblich zu. So wurde im Rahmen einer Sitzung des Hochneukircher Gemeinde- rats am 20. Juli 1948 eine allgemeine Verfügung des Oberkreisdi- rektors vom 9. Juli zu den baulichenMängeln an den Volksschulen im Kreisgebiet verlesen. Aus ihr ging hervor, dass der britische Kreis-Residenz-Offizier gegenüber der Aufsichtsbehörde seinen Ärger darüber zumAusdruck gebracht habe, „dass die Gemeinden des Kreises Grevenbroich ihre Sorgfaltspflicht für die Schulen ver- nachlässigen“ würden. 353 Solche Vorwürfe waren schnell gemacht und in ihrer Substanz sicherlich mehr als berechtigt, doch fehlten den Kommunen an- gesichts ihrer Mehrfachbelastung schlicht die Mittel zur Durch- führung der geforderten Maßnahmen, ohne dass die Alliierten ih- rerseits etwas zur Unterstützung hätten beitragen können. In Otzenrath machte man immerhin umgehend positive Folgen des Währungsschnitts aus. „Über Nacht“, so heißt es in der Chronik der katholischen Volksschule, hätten sich „nicht nur die Schau- fenster aller Geschäftszweige mit den bisher nicht erreichbaren, weil gehorteten Waren“ gefüllt, sondern die Handwerksbetriebe hätten nunmehr „auch ohne Kompensation die zu Reparaturen notwendigenWerkstoffe“ erhalten. Nun hätten endlich die Dächer der Schulgebäude regenfest gemacht werden können. Es dauerte aber auch in Otzenrath noch ein ganzes weiteres Jahr, bis die de- solaten und unhygienischen Toilettenanlagen „rein friedensmäßig wieder hergestellt“ werden konnten. So fehlten dort beispielsweise bis weit ins Jahr 1949 hinein sämtliche Türen. 354 Genauso lange mussten Schülerinnen und Schüler der evangelischen Schule war- ten, bis sie ihr zweites, bis dahin aufgrund von Kriegszerstörungen ungenutztes Klassenzimmer ab Juli 1949 wieder benutzen konnten. Das Ereignis wurde mit einer Feier begangen, stellte es – mehr als vier Jahre nach Kriegsende! – doch einen „so bedeutungsvollen Tag“ für die Schulgemeinde dar. 355 Es blieb weiterhin viel zu tun, um den Renovierungsstau abzu- bauen. Am 30. März 1949 stellt der Gemeinderat Bedburdyck nach Berichterstattung des Schulausschusses fest, dass sämtliche Schulen imGemeindegebiet „mehr oder weniger reparaturbedürf- tig“ seien. Ganz besonders treffe das auf die Einrichtungen in Neu- enhoven, Gierath und Aldenhoven zu. 356 Das fand seine Bestäti- gung durch die Eindrücke von Lehrer Wilhelm Plöger, als er am 1. Juni 1949 seinen Dienst in Neuenhoven antrat und sich ange- sichts des mindestens zehnjährigen Renovierungsstaus sichtlich erschrocken zeigte. „Der Zustand der Schule ließ sehr zu wünschen übrig. Die Gebäude sind vom Krieg beschädigt und noch nicht Blick auf Neuenhoven. Links neben der Kirche die katholische Volksschule, um1919 „Auch Kinderhände arbeiteten fleißig mit“, ist dieses Foto aus dem Sommer 1949 in der Chronik der Volksschule Neuenhoven unterschrieben.

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