Rüther: Flüchtlinge und Vertriebene in Jüchen
250 VOR ORT: JÜCHEN NACH 1945 gebäude glich einer Ruine. Das Dach war vollständig abgedeckt; zwischen restlichen Dachsparren ragte der breite Schornstein zum Himmel. Die vorderste Giebelwand war durch einen Volltreffer zur Hälfte weggerissen. Und durch die scheibenlosen Fenster (im oberen Stock fehlten sogar zwei Fensterrahmen) fegtenWind und Regen, imWinter der Schnee. Und dochmussten zuerst die Lücken imWissen der Kinder geschlossen werden.“ Das war ohne Lehrmittel und Schreibutensilien naturgemäß nur schwer zu bewerkstelligen. An all dem aber herrschte extremer Mangel, ohne dass man in den Dorfschulen auf Hilfe von außen hätte hoffen dürfen. Als die „Sonderbeauftragte für das Schulwesen“ der britischen Militärregierung im Oktober 1947 während einer Rundreise auch inOtzenrath Stationmachte und seitens der Schul- leitung dringende Wünsche nach Lehr- und Lernmitteln, Hei- zungs- und Baumaterial sowie Fensterscheiben geäußert wurden, hatte sie für ein solches Ansinnen laut Schulchronik „nur ein hilflo- ses Achselzucken übrig“. 364 Neben den Mangel an Schulutensilien trat jener an Nahrungs- mitteln, Gebrauchsgegenständen und Hausbrand. So heißt es für Winter und Frühjahr 1946/47 in der Chronik der katholischen Volksschule in Gierath: „Die Not der Nachkriegsjahre ist groß. Schlecht sind Ernährung und Bekleidung, knapp Schulbücher und Hefte, Bleistifte, Griffel und Tafeln.“ Mitte Februar 1947 sahen sich die Verantwortlichen schließlich gezwungen, den Unterricht aus Mangel an Heizmaterial zum wiederholten Male auszusetzen. „Zeitweise bringen die Kinder Briketts und Anmachholz mit.“ Ob- wohl der Winter 1947/48 dann weit weniger kalt ausfiel, konnte der Unterricht in Gierath dennoch weiterhin nur in zwei Klassen- zimmern erteilt werden, weil die Heizungsanlage noch immer nicht instandgesetzt und infolgedessen lediglich zwei Räume notdürftig 1. Schultag in der Volksschule Garzweiler mit Rektor Peter Giesen (rechts), April 1952.
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