Rüther: Flüchtlinge und Vertriebene in Jüchen
328 VOR ORT: ANPASSUNG ODER INTEGRATION? Bedburdyck In der Nachbargemeinde Bedburdyck war im Januar 1949 imRah- men einer Gemeinderatssitzung festgestellt worden, „das praktisch keineWohnung mehr vorhanden ist“, ein Befund, an dem sich zu- nächst auch nichts ändern sollte. 586 Obwohl sich auch hier eine „Ortsgruppe Deutscher Bodenbewerber und Siedlungsverband“ zusammenfand, die mit Zustimmung des Gemeinderats einen „be- sonderen Siedlungsausschuss“ ins Leben rief, blieb der Mangel an Wohnraum „nach wie vor das größte Sorgenkind“. Wie in Jüchen fehlte es auch in Bedburdyck an geeignetem Siedlungsland. Als man in dieser Frage im Frühjahr 1949 in Verhandlungen mit Schloss Dyck eintrat und man sich dort bereit zeigte, „rechts des Gürtelweges von Aldenhoven gesehen“ Siedlungsland zur Verfü- gung zu stellen, machten sich im Gemeinderat Bedenken breit. „Dieses Land ist größtenteils an kleine Landwirte undMarktgärt- ner verpachtet.“ Daher könne man sich mit einem solchen Vorha- ben nicht einverstanden erklären, „weil dadurch eine Reihe Landwirte und Gärtner ihre Existenz verlieren“ würden. 587 Trotz fortlaufender Bemühungen des Siedlungsausschusses um einen „Wirtschafts- undBebauungsplan“ änderte sich zunächst nichts. Auch imNovember des Jahres galt die Lage auf demWohnungsmarkt weiterhin als „trostlos“, wobei aufgrund von Zuschüssen und Lan- desdarlehn nun jedoch Hoffnungen auf eine regere Bautätigkeit wuchsen. Anfang Januar 1950 wurden dann erste „Typenpläne“ für zu errichtende Häuser vorgestellt, „so dass die Einreichung des Vor- anschlages in Kürze erfolgen kann“. Das alles waren aber eher Ab- sichtsbekundungen als ein tatsächlicher Start zu spürbarer Bautätig- keit. In Bedburdyck fehlte es schlicht an Geld. Im Haushaltsjahr 1949 hatten nicht einmal Planungsmittel zur Verfügung gestanden, und auch danach sah es in dieser Hinsicht eher düster aus. Fast turnusmäßig wurde dasThema imGemeinderat besprochen und stets wurde die Lage auf dem örtlichen Wohnungsmarkt als „katastrophal“ (September 1950) oder zumindest als „noch immer angespannt“ ( Juli 1951) klassifiziert. Dabei bedrohte die Untätig- keit mittlerweile sogar die Zukunftsfähigkeit der Gemeinde, denn sie bot gerade jungen Menschen kaum Entfaltungsmöglichkeiten. „Vor allem wäre jetzt die wohnungsmäßige Unterbringung junger Familien zu lösen“, hieß es hierzu bereits im Herbst 1950. Der Handlungsbedarf stand allen Beteiligten klar vor Augen. „Die Wohnungslage ist trotz Siedlungsbau und der dadurch frei wer- denden Wohnungen noch immer angespannt. Es herrscht immer nochWohnungsknappheit. 65 Familien suchenWohnung, 15 Fa- milien wird durch die Siedlung geholfen, 20 Familien suchen über- haupt eine Wohnung (junge Ehepaare usw.), 13 Familien wohnen beengt“, teilte die Verwaltung dem Gemeinderat im Juli 1951 mit. 588 Als dann im April 1952 der neue Haushaltsplan verabschiedet wurde, hatte man der neuen Siedlung mit „Im Lindenhof “ zwar bereits einen Namen gegeben, die kommunale Finanzlage war aber offenbar weiterhin desaströs. Die Tagespresse kommentierte den aktuellen Bedburdycker Haushaltsplan als „Spiegelbild der großen Sorgen, die der ärmsten Gemeinde des Kreises wie ein Alpdruck auf der Seele“ liege. Als besonders besorgniserregend wurde das „Unvermögen“ der Verwaltung beklagt, angesichts der vielfältigen anderen Belastungen „seit Jahren einen Pfennig für den sozialen Wohnungsbau einzusetzen“. Die Engpässe betrafen auch die Amts- verwaltung selbst: „Die Unterkunft des Amtes in Bedburdyck wurde als ‚Saustall‘ bezeichnet und sei eines der schlechtesten Amtsgebäude imLande“. 589 Unter solchen Umständen konnte sich der örtliche Wohnungsbau nur sehr langsam entwickeln. Siedlungsbau in Bedburdyck. Blick ins Neubaugebiet Martinusstraße/Walter-Schönheit-Straße
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