Rüther: Flüchtlinge und Vertriebene in Jüchen
34 DIE RAHMENBEDINGUNGEN: DIE LAGE IM OSTEN gaben darüber, wie viele während Flucht und Vertreibung zu Tode gekommen sind, weichen voneinander ab. In den 1950er Jahren ermittelte das Statistische Bundesamt einen Wert von zwei Mil- lionen Todesopfern, indem es einfach die Zahl der Deutschen, die vor 1945 östlich von Oder und Neiße gelebt hatten, als Grundlage heranzog und dann die Zahl jener, die nach demKrieg in der Bun- desrepublik, in der DDR, in Österreich oder wieder in ihrer alten Heimat lebten, abzog. 70 Dieses Rechenmodell wird seitens der Forschung längst nicht mehr als gültig akzeptiert. Rüdiger Overmans hat diese Zahlen re- vidiert und kommt zu dem Ergebnis, dass sich rund 500.000 deut- sche Opfer nachweisen lassen, während bei weiteren 1,5Millionen das Schicksal im Dunkeln liege. Damit wird allerdings die ältere Gesamt-„Bilanz“ nicht grundsätzlich in Frage gestellt, weil letztlich ungeklärt bleiben muss, was mit den 1,5 Millionen Vermissten ge- schah. In den Wirren des Krieges und der Anarchie der ersten Nachkriegszeit zählte eben niemand die Opfer, die im Kontext von Flucht und Vertreibung durch Mord, Hunger oder auf dem Transport umkamen. So dürfte die Zahl von knapp unter 2 Mil- lionen Toten weiterhin Bestand haben. 71 Flüchtlings-Treck in Ostpreußen
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