Rüther: Flüchtlinge und Vertriebene in Jüchen
344 ANHANG: ANMERKUNGEN befindet und sie als Umsiedler in das Ge- biet der jetzigen deutschen Besatzungs- zonen aufgenommen wurden.“ 123 Vgl. Burk/Fehse/Krauss/Spröer/Wolter, Heimat, S. 16f. und http://www.ausstellung - angekommen.de/index.php?id=27 (20.5. 2017) Die vermeintliche Integration der „Neubürger“ in die DDR fand formal mit dem „Gesetz zur weiteren Verbesserung der Lage der ehemaligen Umsiedler in der Deutschen Demokratischen Republik“ im September 1950 ihren Abschluss. Nun gab es auch keinerlei „Umsiedlerpolitik“ mehr, was auch darin zum Ausdruck kam, dass Flüchtlinge und Vertriebene in der DDR ab Anfang der 1950er Jahre in offiziellen Sta- tistiken nicht mehr erfasst wurden. 124 Vgl. Beer, Flucht, S. 101 und Brunn/Reu- lecke, Geschichte, S. 77. Verantwortlich für den neuen Zustrom waren auch die Bestimmungen des 1953 in der Bundes- republik verabschiedeten Bundesvertrie- benengesetzes, das die Vererbbarkeit des Vertriebenenstatus festschrieb. 125 Vgl. Burk/Fehse/Krauss/Spröer/Wolter, Heimat, S. 108 126 Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/ Flucht_ aus_der_Sowjetischen_Besatzungs- zone_und_der_DDR (20.5.2017) 127 Vgl. Hirsch, Flucht, S. 20 und Beer, Flucht, S. 120 128 Das Dorf gilt seit den neueren Studien der 1980er Jahre als der „Kristallisations- punkt der Begegnung von Flüchtlingen und Einheimischen“, in dem sich - so z. B. Peter Exner - „die Kommunikations- probleme zwischen den sich unvermittelt gegenüberstehenden Alteingesessenen und Neuankömmlingen mit ihren unter- schiedlichen Denk- und Verhaltensweisen am unmittelbarsten äußerten, wo die stärksten Ausgrenzungsversuche von Seiten der Einheimischen auf die schwächste Anpassungsbereitschaft der Neuankömmlinge stießen.“ Vgl. zusam- menfassend Parisius, Heimat, S. 225f. Nonn, Migrationsgeschichte, S. 90, glaubt, „dass Flüchtlinge und Vertriebene in nordrhein-westfälischen Städten ten- denziell mehr Solidarität erfuhren, schnel- ler sozial integriert wurden und sich von den Einheimischen weniger diskriminiert fühlten als auf dem Land. Wo die Indus- triezentren zerbombt waren, wie etwa in großen Teilen des Ruhrgebiets, ging es den Alteingesessenen kaum besser als den Neuankömmlingen. Wo fast alle fast alles verloren hatten, gab es auch für die Einheimischen kaum noch soziale Besitz- stände zu verteidigen. So konnte man hier eher gemeinsam bei null anfangen“. 129 Das Folgende nach Troßbach/Zimmer- mann, Geschichte, S. 259f., Zitat S. 260. 130 Vgl. zum Folgenden den profunden For- schungsüberblick bei Parisius, Heimat, S. 13 und 15. Dort auch sämtliche Literatur- nachweise. 131 Vgl. Kift, Aufbau, S. 45 132 Vgl. Parisius, Heimat, S. 226 133 Zum Folgenden vgl. Parisius, Heimat, S. 17, und 19 134 Zum Folgenden vgl. Parisius, Heimat, S. 18 und 227f. 135 Zum Folgenden vgl. Parisius, Heimat, S. 223 und 198f. 136 Als illustrierendes Beispiel möge hier eine bei Parisius, Heimat, S. 198f. abgedruckte Schilderung aus Ostfriesland dienen: „Wir standen als Schulmeister zwei klaren Fronten gegenüber: Das waren einmal die Eltern unserer Flüchtlingskinder, die von uns eine gediegene, gute Ausbildung ihrer Kinder forderten, da sie darin ihre einzige Kapitalanlage sahen, das waren aber auch unsere Bauern, die den gegenteili- gen Standpunkt vertraten. Das Abwan- dern der Beweglichsten zur Stadt, der Arbeitskräftemangel, die Überarbeitung aller, insbesondere der Bäuerinnen und die Mitarbeit der Schulpflichtigen taten der Allgemeinbildung und damit der Land- schule gewaltigen Abbruch. So entstand im Dorf die Meinung, dass Bildung die Landflucht begünstige. Ein Händler er- klärte mir folgendes: ,Wenn mein Junge seinen Namen schreiben kann, und wenn er mit Geld umgehen kann, dann hat er genug in der Schule gelernt.“ 137 Zitiert nach Kossert, Heimat, S. 47ff. Dort auch das Folgende. Vgl. auch Burk/Fehse/Krauss/Spröer/Wolter, Hei- mat, S. 32 und Beer, Flucht, S. 114. 138 Kossert, Heimat, S. 79. Dort auch der Zi- tatnachweis. Zum Folgenden vgl. ebenda, S. 83 und 100 (Zitat). 139 Nonn, Migrationsgeschichte, S. 94 140 Vgl. Beer, Flucht, S. 114. Zum Folgenden vgl. – mit Zitatnachweis - ebenda, S. 107f. 141 Vgl. Burk/Fehse/Krauss/Spröer/Wolter, Heimat, S. 33 142 Vgl. Plato/Leh, Frühling, S. 46f. 143 Vgl. Beer, Flucht, S. 108. Zum Folgenden vgl. ebenda, S. 114. 144 Vgl. Burk/Fehse/Krauss/Spröer/Wolter, Heimat, S. 37f. 145 Vgl. Aust/Burgdorff, Flucht, S. 248 146 Das Folgende nach Plato/Leh, Frühling, S. 14ff. Nach Nonn, Migrationsgeschichte, S. 86f, gab es Mitte 1945 Deutschland rund 7 Millionen Displaced Persons (DPs), 9 Millionen Evakuierte, 10 Millionen Kriegsgefangene und 12 Millionen Flücht- linge und Vertriebene. Paul, Lage, S. 158, 164 und 174 präsentiert konkrete Zahlen für den Rhein-Sieg-Kreis mit seiner Kreis- stadt Siegburg für die Jahre nach 1945. Demnach wohnten hier Ende 1948 ins- gesamt 18.812 Ostflüchtlinge, Volksdeut- sche und auslandsdeutsche Flüchtlinge (das heißt Vertriebene), 2.859 Flüchtlinge aus der sowjetischen Besatzungszone und noch immer 4.459 Evakuierte, die vorwiegend aus Köln und Essen stamm- ten. Insgesamt handelte es sich um 26.130 Personen, die bei einer Gesamt- bevölkerung von 202.901 einen Gesamt- anteil von 12,9% (Vertriebenen 9,3%, Flüchtlinge aus der SBZ 1,4%, Evakuierte 2,2%) ausmachten. 147 Vgl. Nonn, Migrationsgeschichte, S. 89 148 Vgl. etwa Kossert, Heimat, S. 79 149 Zitiert nach Parisius, Heimat, S. 189 150 Vgl. Plato/Leh, Frühling, S. 32 151 Der Wohnungsbau wurde mit Beginn des Zweiten Weltkriegs eingestellt. Das am 16.2.1940 erlassene generelle Neubau- verbot unterband künftig jede zivile Bau- tätigkeit. Vgl. Hafner, Montagehaus, S. 15 und 27 152 Erstellt nach Schulz, Weihnachtsmann, S. 154. Der Bestand an Wohnungen in NRW im Jahr 1950 wurde anhand der Definition von „Normalwohnungen“ erhoben, die die Bundesstatistik vorgab. Hinzu kamen zu diesem Zeitpunkt noch 141.149 „Notwoh- nungen“ sowie 15.565 beschlagnahmte. 153 Vgl. Schulz, Weihnachtsmann, S. 151 154 Vgl. Ruhl, Neuanfang, S. 235 155 Vgl. Burk/Fehse/Krauss/Spröer/Wolter, Heimat, S. 34, Gawlitta, Heimatvertriebe- ner, S. 20 und Kossert, Heimat, S. 67. Sämtliche Quellen beziehen sich auf ei- nen Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung aus dem Jahr 1952. Darin heißt es u.a.: „Wenn die Ordnung zerfällt, ent- steht das Lager, das grauenvollste und grausamste Zeugnis menschlichen Un- vermögens - entsteht die Brutstätte des Nihilismus.“ (Zitiert nach Kossert, Heimat, S. 67) 156 Gawlitta, Heimatvertriebener, S. 20
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