Rüther: Flüchtlinge und Vertriebene in Jüchen
37 Gertrud Riediger wird am 19. Mai 1933 in Braunsberg (heute: Braniewo) in Ostpreußen geboren. 77 Der sechs Kilometer vom Frischen Haff – also der Ostsee – und etwa 60 Kilometer von Königsberg entfernt liegende Ort zählt zu diesem Zeitpunkt rund 15.300 Einwohner. Hier wächst sie als mittlere von drei Schwestern auf. „Wir haben eigentlich ruhig gewohnt bis 1945“, umreißt Gertrud Zil- likens die ersten zwölf Jahre ihres bis dahin weitgehend be- schaulichen Lebens: „Wir wohnten in einem neuen Siedlungs- gelände und hatten dort eine eigene schöne Wohnung. Wir sind da glücklich aufgewachsen.“ Vom Krieg habe sie praktisch nichts mitbekommen, betont sie rückblickend und bringt ihr damaliges Grundgefühl auf den Punkt: „Unsere Kindheit war schön. Wir haben eigentlich ganz gut und ruhig gelebt.“ Allerdings bleibt das Familienleben von dem Kriegsgesche- hen alles andere als unberührt: „Mein Vater war ja im Krieg. Der war nur selten mal zuhause.“ Der 1905 geborene Otto Rie- diger wird direkt zum Kriegsbeginn eingezogen. „Ich kann mich noch daran erinnern, wie wir ihn weggebracht haben in einen kleinen Ort. Da mussten sie sich alle sammeln.“ Die Sechsjäh- Gertrud Riediger als Kommunionskind im Jahr 1942. Es handelt sich um eines der wenigen Fotos, das die Familie durch die Fluchtwirren retten konnte. Aus dem Leben von Gertrud Zillikens „Ich konnte das einfach nicht begreifen, dass es so etwas gibt.“ – Kindheit und Krieg
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