Rüther: Flüchtlinge und Vertriebene in Jüchen

42 AUS DEM LEBEN VON GERTRUD ZILLIKENS Ostpreußen März 1945: Flüchtlings-Treck am Kurischen Haff Nach der Überfahrt erreicht die Gruppe den Hafen von Pillau. „Ach Gott, da waren tausende Menschen“, erinnert sich Ger- trud Zillikens der drangvollen Enge. Auf Anregung eines Sol- daten setzen Katharina Riediger und ihre drei Töchtern sowie deren Oma und Tante in einem kleinen Bötchen vom Hafen nach Pillau über. Überraschenderweise finden sie hier ein gutes Quartier, was aber auch daran liegt, dass die Einwohner Pillaus in ihrer großen Mehrheit den Ort längst verlassen haben. „Das war eine Gartenlaube. Da war alles schön eingerichtet. Da war alles wunderbar.“ Als nächstes Problem entpuppt sich die Versorgungslage: „Ja, und was kriegen wir jetzt zu essen?“ Gertrud hat einen kleinen Eimer mit Bienenhonig über das gesamte Haff und die Nehrung transportiert, der sich nun als Glücksfall erweist. Jeder aus dem Riediger-Verbund darf nun ab und zu etwas davon le- cken, was besonders für die Kranken eine große Hilfe darstellt. Hinzu kommt etwas Verpflegung durch in Pillau anwesende Soldaten – etwa in Form einer Graupensuppe. Außerdem gibt es im Ort reichlich Fleisch, denn man hat sämtliche Pferde ge- schlachtet, weil man sie nicht über die Ostsee transportieren kann. Gertrud schaut sich angeekelt die im Ort hoch gesta- pelten Berge von Fleisch und Gebeinen an. „Aber es hat ge- schmeckt. Wir hatten ja Hunger. Der hat es dann reingetrie- ben.“ Eines Tages haben die Riedigers großes Glück. Nach dem Ende eines Luftalarms haben sie den Luftschutzbunker wieder verlassen und sind auf dem Weg zu ihrer Gartenlaube. „Da kam so ein Geschoss, genau bei uns kurz vor dem Haus. Wir „Sie müssen alle zum Hafen! Sie müssen raus hier.“ – In Pillau

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