Rüther: Flüchtlinge und Vertriebene in Jüchen

315 DIE NACHKRIEGSZEIT IN JÜCHEN Weg zur Kirche gefunden, weil sie hinter ihren katholischen Wirtsleuten nicht zurückstehen wollen in der Liebe zu ihrer Kir- che. Natürlich kommen auch die Vertriebenen sehr oft mit dem Wunsche, ihnen bei den Behörden zu helfen, wenn sie da Schwierigkeiten haben. Eine Vermittlung für sie wird erschwert durch den Umstand, dass sich unsere Kirchengemeinde über drei Bürgermeistereien in zwei Landkreisen ausdehnt. 549 Da hat man es also mit mancherlei Herren zu tun, was natürlich auch seine Schwierigkeiten hat. Groß ist der Mitarbeitermangel in der Diaspora. Wenn über- haupt, so sind alle Posten nur einmal besetzt. Fällt jemand aus, wie jetzt z.B. der Leiter des Kirchenchores oder die Organistin, dann gibt es dafür einfach keinen Ersatz, und die Arbeit leidet sehr darunter. Fast unmöglich sind auch gegenseitige Vertre- tungen in Gottesdiensten. Das geht fast nur, wenn gleichzeitig die Gottesdienstzeiten verlegt werden. Und das tut man nicht ohne triftigen Grund. So hat der Pfarrer äußerst selten Gele- genheit, selbst mal eine Predigt zu hören. Das sind einige Punkte aus der großen Fülle der Schwierig- keiten, die heute in der Diaspora brennend sind. Aber alles Kla- gen muss verstummen, wenn man sich bewusst wird, dass es gilt, das Erbe der Väter zu bewahren, die Leib und Gut daran gesetzt haben, dass das Evangelium hier am Niederrhein frei und unverfälscht verkündet werde. Und wenn auf unserem Kirchturm der fliegende Engel mit der Posaune infolge der star- ken Beschädigung des Turmes ziemlich in Mitleidenschaft ge- zogen ist, er ist aber noch da! Und das ist Symbol und Ansporn! ‚Dass nur das Evangelium bekundet werde!‘“ 550

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