Rüther: Flüchtlinge und Vertriebene in Jüchen

27 AUS DEM LEBEN VON FRITZ STÖCKEL Ich war auch bei meinem zukünftigen Arbeitgeber vorstellig geworden. Er sagte mir, ich sollte mich etliche Tage von der Reise erholen. Ich bekam ein altes Fahrrad die Bereifung war so schlecht, man konnte den Ursprungsreifen nicht sehen vor lauter Flicken, der Freilauf war auch defekt. Der Weg von Wey bis Jüchen war vier km. Damit wollte ich den Weg bewältigen, dafür das Fahrrad. Fast täglich musste ich etwas reparieren an dem Fahrrad. Ich hatte das Gefühl, hier in Wey und Jüchen sind wir richtig reingefallen. Nach Tagen nahm ich die Arbeit bei meinem Arbeitgeber B. auf. Der ganze Betrieb war kein Vergleich wie bei mir zu Hause es war. (…) Den Leuten ging es zu gut, sie konnten einen nicht verstehen. Ich hatte als Mittagessen Kartoffeln mit Mohrrüben, ohne Fett. Sie speisten Fleisch mit Kartoffeln, Gemüse und Früchten, sie hatten für mich nichts übrig, trotzdem sie sahen, was ich hatte. Ich kam fast zu der Überzeugung, hier ist es noch schlimmer, als von wo wir herkamen. Gott sei Dank, es gab auch später andere Leute. Es gelang Fritz Stöckel nach Überwindung starker erster Wider- stände recht schnell, sich als Handwerker erneut zu etablieren. Nachdem er neben seiner Tätigkeit als angestellten Handwerker nach Feierabend und anWochenenden zunächst kleinere Aufträge ausgeführt hatte, arbeitete er gezielt auf die Selbstständigkeit hin, die mit der Eröffnung eines eigenen Betriebs am 1. April 1949 Rea- lität wurde. Fritz Stöckel in seiner Werkstatt in Jüchen, um 1948/49

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